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 Zapfenstreich! Kein Schützenfest mehr in Seesen 
 Besucher bleiben aus, Schausteller haben kaum Interesse / SSG will „Sommerfest“ veranstalten 
  
 Welcher  Seesener erinnert sich nicht: Über Jahrzehnte hinweg wurden in  der  Kernstadt zwei große Schützenfeste pro Jahr gefeiert – eines   ausgerichtet von der Seesener Schützengesellschaft von 1428, das andere   vom Seesener Schützenverein von 1956. Irgendwann siegte aber die   Vernunft, sprich: trotz aller Differenzen reifte auf beiden Seiten die   Einsicht, dass es nicht zuletzt aus ökonomischer Sicht wohl sinnvoller   sei, künftig an einem Strang zu ziehen.  
 So  setzten sich die  Vertreter beider Vereine an einen Tisch und gründeten  die Seesener  Schützen- und Volksfestgemeinschaft, kurz SSG. Seit 2007  stellte das  Gremium insgesamt sechs gemeinsame Schützenfeste auf die  Beine. Nun aber  ist das eingetreten, was viele wohl schon haben kommen  sehen: Ab  2013 – und wohl auch auf längere Sicht – wird es kein großes   Schützenfest in Seesen mehr geben. Das liegt weniger an den Bemühungen   der Verantwortlichen, die bekanntlich stets ein mehrtägiges attraktives   Programm auf die Beine stellten, als vielmehr an den geänderten   Rahmenbedingungen, auf die man nun einmal keinen Einfluss hat. 
 „Nach   reiflicher Überlegung und nach vielen Gesprächen im Vorfeld haben wir   uns gemeinsam entschlossen, nun Nägel mit Köpfen zu machen und eben   diese Entscheidung zu treffen,“ machte der 1. SSG-Vorsitzende Klaus   Wunderlich in einem Gespräch deutlich. Einzig und allein der   Traditionsgedanke sprach noch für eine Fortsetzung. Doch damit allein   lässt sich kein Staat machen. „Wir dürfen nicht vergessen, dass es ohne   die Festgemeinschaft schon in den vergangenen fünf Jahren kaum möglich   gewesen wäre, ein Schützenfest im großen Stil zu feiern“, machte Klaus   Wunderlich deutlich. Die Akzeptanz in der Bevölkerung sei immer mehr   geschwunden – mager gefülltes Festzelt, kaum Publikum beim Festumzug –,   und selbst die eigenen Mitglieder konnten und können immer weniger zu   einem Besuch, geschweige denn zum aktiven Mitmachen motiviert werden.   Außerdem sei der Altersschnitt in den Vereinen mittlerweile recht hoch.   Hinzu kommen Probleme im Blick auf Platzbeschicker und Schausteller.   „Die haben nicht nur mit geringem Umsatz mangels Besuchern zu kämpfen,   sondern dazu auch noch mit verschärften Hygiene-Auflagen seitens der   Behörden“, so Wunderlich weiter. „Die kommen schlicht nicht mehr auf   ihre Kosten“. Schon bei den letzten Festen hätten sich Einnahmen und   Ausgaben gerade die Waage gehalten. Darauf, in die roten Zahlen   abzurutschen, wollte man es nicht ankommen lassen. 
  
Seesen  ist nicht die erste Stadt und wird auch nicht die letzte sein,  die  wohl oder übel ihr Schützenfest beerdigen muss. Erst vor wenigen  Tagen  wurde bekannt, dass auch in Bad Harzburg kein gemeinsames  Schützenfest  der dortigen fünf zusammengeschlossenen Gesellschaften mehr  gefeiert  werden kann. Was Seesen betrifft, so soll die  Schützentradition hier  natürlich weiter hoch gehalten werden. „Die  vereinsübergreifende  Zusammenarbeit in den vergangenen Jahren hat sich  bewährt und wird  weitergeführt“, betont Klaus Wunderlich. Es habe sich  in dieser Zeit  schon so etwas wie Kameradschaft zwischen SG und SSV  entwickelt.  Wunderlich wurde übrigens in der Versammlung ebenso klar als  1.  Vorsitzender wiedergewählt wie sein Stellvertreter Axel Siedschlag  und  Kassenwart Kay Schrader.  
 Einmal  abgesehen vom fehlenden „Rummel“  auf dem Schützenplatz soll sich so  viel gar nicht ändern. Der  SSG-Vorsitzende: „Wir werden wie gewohnt die  einzelnen  Schießwettbewerbe durchführen, unsere Majestäten ermitteln  und diese  dann in Form eines Sommerfestes küren.“ Außerdem wolle man in  diesem  Zusammenhang am Empfang in der Rathausdiele festhalten. Dass  auf dem  Festplatz dann und wann noch einmal groß gefeiert wird,  schließt Klaus  Wunderlich natürlich nicht aus. „Das würde sich  beispielsweise anbieten,  wenn die Vereine größere Jubiläen zu feiern  haben.“ 
  
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